Symptome
- Verzögerter Beginn des Wasserlassens trotz Pressen
- abgeschwächter Harnstrahl
- Blasenentleerungsstörung in mehreren Portionen
- Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung
- gehäufte Notwendigkeit des Wasserlassens auch nachts (Nykturie)
- plötzliche Harndrangepisoden bis hin zum unfreiwilligem Urinverlust
- Unfähigkeit, die Blase zu entleeren (= Harnsperre)
- blutiger Urin (Hämaturie)
- Brennen beim Wasserlassen bei gleichzeitiger Harnwegsinfektion oder bei einem Blasenstein
Untersuchungsgang
- IPSS-Score, präzise Krankheitsgeschichte, Ausschluss anderer Ursachen der Nykturie, wie stark ist die Lebensqualität beeinträchtigt?
- Urin- und Blutanalyse (Kreatinin, PSA)
- Ultraschall: Restharnvolumen (wiederholte Messung), Nieren zur Beurteilung des Abflusses zur Blase, Prostata (Volumen, Anhebung des Beckenbodens)
- Röntgen: Kontrastmittelaufnahme der Harnröhre (Ausschluss einer Harnröhrenstriktur)
Therapie
Beobachten, evtl. Gabe von Pflanzenstoffen, Medikamentöse Behandlung.
Operative Behandlung
Zu 1.: Der Verlauf einer BPH ist nicht voraussagbar. Die Beschwerden können über mehrere Jahre stabil bleiben oder sich sogar von alleine wieder bessern. Deshalb sollte der Patient mit milden Beschwerden lediglich beobachtet werden. Pflanzliche Mittel wie Extrakt aus Kürbiskernen, Phytosterol, Extrakt aus Sägepalmenfrüchten können bei einigen Patienten lindernd angewendet werden.
Zu 2.: Für zunehmende BPH-Beschwerden können zwei Substanzklassen medikamentös eingesetzt werden:
- Alpha1-adrenerge Rezeptorenblocker (z. B. Tarazosin)
Ursprünglich war dieses Medikament für die Bluthochdruckbehandlung entwickelt worden. Sie vermindert die Spannung der glatten Prostatamuskulatur, wodurch die Kompression der prostatischen Harnröhre vermindert wird. Mögliche Nebenwirkung (in ca. 15 Prozent der Fälle) ist ein geringer Blutdruckabfall mit Schwindel, eine retrograde Ejakulation (reversibel) kann auftreten, ganz selten kommt es zu einer Verminderung des Blutstromes in die Herzkranzgefäße. - 5-Alpha-Reduktase-Hemmer (Finasterid)
Diese Substanz blockiert in der Prostatazelle die Konversion von Testosteron in Dihydrotestosteron, dem stärksten männlichen Sexualhormon. Damit wird das Wachstum des Adenomgewebes behindert, sogar ein Schrumpfen des Adenoms kann beobachtet werden. Allerdings wirkt diese Substanz erst ab einem Prostatavolumen von mehr als 50 cm. Bei kleinen Adenomen wird keine Besserung der Symptome beobachtet.
Mögliche Nebenwirkungen: Impotenz (5 Prozent), Brustschwellung (0,5 Prozent), hier unbedingt Ausschluss eines Brustkrebses erforderlich; die Einnahme von 5-Alpha-Reduktase-Hemmer führt zu einer „PSA-Kosmetik“; ein unter der Einnahme gemessener PSA-Wert muss verdoppelt werden.
Zu 3.: Häufig wird Patienten mit der Begründung, „die Prostata sei groß“, die operative Behandlung vorgeschlagen. Das ist sicher falsch! Die BPH-Beschwerden korrelieren nicht mit dem Volumen der Prostata, sondern mit dem Ausmaß der Abflussbehinderung.
Die Zunahmen der Abflussbehinderung der Blase durch die Prostata kann zu einer Reihe von Problemen führen:
- Verdickung der BlasenwandReduzierung der Blasenkapazität
- irritable, instabile Blase
- Drang
- Dranginkontinenz
- Blasendivertikel
- Restharnbildung mit Harnwegsinfektion
- Blasensteine
- Stauung der Prostatavenen mit Blutung (Hämaturie)
- Rückstau des Urinabflusses aus den Nieren
- komplette Harnsperre (Unfähigkeit, die Blase zu entleeren)
Daraus ergeben sich klare Kriterien, die einen operativen Eingriff erst rechtfertigen:
- Restharn, mehrfach gemessen > 150 ml.
- Stauung des Nierenabflusses
- Wiederholte Harnwegsinfektion bei hohem Restharn
- Blasensteinbildung
- Irritable Blase mit verdickter Blasenwand und reduzierte Kapazität
- Blutung aus gestauten Prostatavenen
Diese Kriterien können objektiv festgestellt werden. Hinzu kommt das subjektive Empfinden des Patienten. Wenn dieser sich durch die BPH-Symptomatik deutlich eingeschränkt sieht, ist die operative Therapie ebenfalls gerechtfertigt.
Operative Behandlungsverfahren
Eine wichtige Frage für die Entscheidung welches Verfahren zum Einsatz kommen soll, ist die geschätzte Belastung der Harnröhre. Eine Harnröhrenstriktur als Spätfolge einer Prostataoperation ist eine Katastrophe. Die klassische Elektroresektion stellt den Goldstandard bei den endoskopischen Operationsverfahren dar.
Die Laserverfahren, z.B. mit dem Greenlight-Laser konkurrieren mit der Elektroresektion. Dabei wird das Prostatagewebe verdampft.
Nachteil des Greenlight-Lasers: Die Abtragungsfläche besteht aus einer Schicht toten Gewebes, die erst langsam abgestoßen wird. Deshalb dauert die Abheilung der inneren Wunde und damit die irritable Phase sehr lange.
Vorteil der Laser-Verfahren: Geringerer Blutverlust, geringere Belastung der Harnröhre.